Unfallstatistik 2023

Gesamtunfälle um zehn Prozent gestiegen - weniger schwere Unfälle

Im Landkreis Rotenburg ist die Anzahl der gesamten Verkehrsunfälle im vergangenen Jahr um etwas mehr als 10 Prozent gestiegen. 2023 registrierten die Beamten/innen 5.981 Unfälle - 2022 waren es 5.425.

Bei 119 Verkehrsunfällen mit schwerem Personenschaden (2022: 138) wurden 11 Menschen getötet (2022: 11) und 130 schwer verletzt (2021: 171). Damit verzeichnet die Polizei bei schweren Verkehrsunfällen einen erfreulichen Rückgang um knapp 24 Prozent. Die meisten dieser Unfälle ereigneten sich außerhalb geschlossener Ortschaft. Hauptunfallursache bei den schweren Verkehrsunfällen bleibt unangepasste Geschwindigkeit.

Eine detaillierte Analyse erfolgt im Rahmen der jährlichen Sitzung der Verkehrsunfallkommission, zu der Polizeihauptkommissar Michael Holsten Experten verschiedener Behörden und Institutionen im Mail 2024 einlädt. Hier wird die Situation an den Unfallhäufungsstellen erörtert und Lösungen zu deren Entschärfung erarbeitet.

„Trotz des deutlichen Gesamtanstiegs der Verkehrsunfälle in unserem Landkreis ist es sehr erfreulich, dass die Anzahl der Unfälle mit schwerem Personenschaden dennoch gesunken ist. Wir dürfen nie vergessen, welche Auswirkungen tödliche und schwere Verkehrsunfälle für die Betroffenen, das familiäre Umfeld und die Gesellschaft insgesamt haben. Zahlen helfen uns natürlich nicht, diese schweren Schicksalsschläge zu begreifen. Mit diesen negativen Folgen werden die Polizistinnen und Polizisten sowie die weiteren Hilfs- und Rettungskräfte in unserem Landkreis fast täglich konfrontiert. Die Statistik und die Tagung der Verkehrsunfallkommission sind überaus wichtig für die Analyse und die Ermittlung der erfolgsträchtigen Anpacker zur Verringerung dieser tragischen Auswirkungen“, so Inspektionsleiter Jörg Wesemann.

Verkehrsunfallstatistik 2023   Bildrechte: PI Rotenburg, Pressestelle
Verkehrsunfallstatistik 2023

Wildunfälle

Wildunfälle spielen bei der Betrachtung des Unfallgeschehens im Landkreis Rotenburg (Wümme) immer noch eine hervorgehobene Rolle.

Im vergangen Jahr kam es zu 2.190 Kollisionen mit Wildtieren. 2022 wurden 1.769 Zusammenstöße gemeldet, 2021 waren es 2.035.

Etwa jeder dritte Verkehrsunfall (36,6 Prozent) ereignete sich durch eine ungewollte Kollision mit einem Wildtier. Trotz vielfältiger Bestrebungen aller beteiligten Behörden die seit Jahren hohe Anzahl an Wildunfällen zu senken, bleibt letztlich nur ein Ratschlag an alle Verkehrsteilnehmer/innen: In wildgefährdeten Bereichen - Fuß vom Gas, achtsam fahren und bremsbereit sein!

Unfallfluchten

Die Anzahl der Verkehrsunfallfluchten ist 2023 um etwa 8 Prozent gestiegen. In 1.021 Fällen (2022: 944) entfernte sich ein Unfallbeteiligter unerlaubt von der Unfallstelle. Gut die Hälfte der Unfallfluchten ereigneten sich auf Parkplätzen oder beim Vorbeifahren an geparkten Fahrzeugen. Die Aufklärungsquote lag bei etwas mehr als 40 Prozent. Trotz der Gefahr, dafür die Fahrerlaubnis zu verlieren, bleibt Unfallflucht scheinbar immer noch ein Kavaliersdelikt.

Den Vorstoß des 62. Deutschen Verkehrsgerichtstages 2024 in Goslar, den § 142 Strafgesetzbuch „Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort“ von einer Straftat zu einer Ordnungswidrigkeit „zurückstufen“, sieht die Niedersächsische Polizei in hohem Maße kritisch. Im 10-Jahres-Schnitt nehmen polizeilich registrierte Verkehrsunfallfluchten einen großen Anteil an der Gesamtzahl der festgestellten Verkehrsunfälle ein. In über der Hälfte dieser Fälle kann hier keine verursachende Person ermittelt werden und den Geschädigten fehlt demzufolge die Grundlage einer zivilrechtlichen Schadensregulierung.

„Es muss befürchtet werden“, so Verkehrsexperte Michael Holsten, „dass die Hemmschwelle bei unerlaubtem Entfernen vom Unfallort weiter sinken wird.“

Unfallflucht!   Bildrechte: PI Rotenburg, Pressestelle
Unfallflucht!

Alkohol, Drogen und Medikamente

Fahrten unter Alkohol-, Drogen- oder Medikamenteneinfluss haben auch im vergangenen Jahr zu schweren Verkehrsunfällen geführt. In 71 Fällen war Alkohol- und 13-mal Drogen- oder Medikamentenkonsum die Ursache für einen dieser Unfälle. Dabei wurde ein Mensch getötet. 11 Personen erlitten schwere, 29 leichte Verletzungen.

Um diese Zahlen zu senken, führten Beamtinnen und Beamte der vier Einsatz- und Streifendienste (ESD) und der zehn Polizeistationen im Landkreis rund um die Uhr gezielte Verkehrskontrollen durch. 360 Fahrerinnen und Fahrer wurden 2023 unter Drogen- oder Medikamenteneinfluss am Steuer oder Lenker eines Kraftfahrzeuges oder eines Fahrrades erwischt. In 205 Fällen hatten Fahrzeugführer/innen zuvor Alkohol getrunken.

Radfahrerunfälle

Bei 243 Radfahrerunfällen, an denen auch Fahrerinnen und Fahrer von Pedelecs beteiligt waren, sind 2023 zwei Menschen getötet, 18 schwer und 167 leicht verletzt worden (davon bei Pedelec-Beteiligung: 1/5/40). 2022 verzeichnete die Polizei 273 Radfahrerunfälle, 2021 waren es 178.

Es wird weiterhin empfohlen, Fahrradhelme zu tragen. Nach polizeilicher Einschätzung sind immer noch zu viele Radfahrer/innen „oben ohne“ unterwegs. Sie setzen sich damit einer deutlich höheren Gefahr schwerer Kopfverletzungen aus.

Hansalinie - A1

Auf der dreispurigen Hansalinie A1 musste die Autobahnpolizei Sittensen auf den rund 57 Autobahnkilometern zwischen den Anschlussstellen Posthausen und Rade im vergangenen Jahr 649 Unfälle und damit genau 36 mehr als 2022 aufnehmen. Das entspricht einem leichten Anstieg von 5,8 Prozent. Dabei kamen 2 Menschen ums Leben. 32 erlitten schwere, 146 leichte Verletzungen.

tödlicher Verkehrsunfall auf der Hansalinie A1   Bildrechte: PI Rotenburg, Pressestelle
tödlicher Verkehrsunfall auf der Hansalinie A1

In den letzten Jahren hat die Ablenkung im Straßenverkehr durch elektronische Medien, vor allem durch Smartphones, deutlich zugenommen. Die Dunkelziffer ist natürlich weit höher als die offiziell festgestellten Verstöße. Besonders besorgniserregend ist dies, da Ablenkung mittlerweile zu den Hauptunfallursachen gehört.

Um diesem Trend proaktiv entgegenzuwirken führt die Polizeiinspektion Rotenburg mehrfach im Jahr im gesamten Landkreis entsprechende Schwerpunktkontrollen zum Thema „Ablenkung im Straßenverkehr“ durch. Im Zuge der letzten Kontrollaktion im Februar 2024 wurden insgesamt 110 Verstöße festgestellt und geahndet.

In Kooperation mit dem Landkreis wurden seinerzeit HD Action Cameras beschafft, um Ablenkung im Straßenverkehr, besonders im Führerhaus von Schwerlastzügen, beweissicher begegnen zu können. Gerade auf Grund des hohen Verkehrsaufkommens im Bereich der Bundesautobahnen sowie der Gefahren und schweren Unfallfolgen bei Fällen eines ungebremsten Auffahrens auf ein Stauende, wird somit auch die Ablenkung im Führerhaus verstärkt in den Fokus genommen.

Ein Blick auf das Smartphone von nur einer Sekunde bei nur 50 km/h führt zu einem „Blindflug“ von fast 14 Metern für den Fahrer oder die Fahrerin. Mit Reaktionszeit und Bremsweg benötigt ein PKW mehr als 50 Meter, um zum Stillstand zu kommen.

„Keine Message auf dem Smartphone ist so dringend, dass man die Gefahren eines schweren Verkehrsunfalls und die möglichen Folgen für sich und andere leichtfertig ignorieren sollte“, mahnt die Leiterin Einsatz, Polizeirätin Ann-Kathrin Behr.

PI-Leiter Jörg Wesemann   Bildrechte: PI Rotenburg, Pressestelle

PI-Leiter Jörg Wesemann

schwerer Verkehrsunfall beim Überholen auf Landstraße   Bildrechte: PI Rotenburg, Pressestelle

schwerer Verkehrsunfall beim Überholen auf Landstraße

schwerer Verkehrsunfall in der Nacht   Bildrechte: PI Rotenburg, Pressestelle

schwerer Verkehrsunfall in der Nacht

Leiterin Einsatz, Polizeirätin Ann-Kathrin Behr   Bildrechte: PI Rotenburg, Pressestelle

Leiterin Einsatz, Polizeirätin Ann-Kathrin Behr

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