Die Polizeiliche Kriminalstatistik 2019 für den Landkreis Harburg

Vorstellung der Polizeilichen Kriminalstatistik 2019 für den Bereich des Landkreises Harburg

Vorbemerkungen

Die polizeiliche Kriminalstatistik wird auf Grundlage der bundeseinheitlichen "Richtlinien für die Führung der Polizeilichen Kriminalstatistik" erstellt. Erfasst werden hierbei die im Kalenderjahr von der Polizei an die Strafverfolgungsbehörden abgegebenen Vorgänge (Ausgangsstatistik). Die Aktualität der PKS wird daher durch Straftaten mit langer Ermittlungsdauer (besonders über den Jahreswechsel) gemindert.


Allgemeines

Im Jahr 2019 hat die Polizeiinspektion Harburg insgesamt 12696 an die Staatsanwaltschaften abgegeben. Dies bedeutet im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um 153 Fälle. Dies ist die niedrigste Fallzahl seit 2006. Die Häufigkeitszahl, die die Anzahl von Straftaten pro 100.000 Einwohner darstellt, liegt im Jahr 2019 bei 5023 (5109). Auf Landesebene liegt der Wert bei 6346 (6362), innerhalb der Polizeidirektion Lüneburg bei 5860 (5830). Der Landkreis Harburg gehört somit weiterhin zu einer der sichersten Regionen in Niedersachsen!

Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2019 bei 60,85% was einen Anstieg um 2,41 Prozentpunkte bedeutet. Als Tatverdächtige wurden im Jahr 2019 insgesamt 5965 (5.341) Personen ermittelt. Davon waren 1790 (2.167) nichtdeutsche Tatverdächtige. Die Zahl der Straftaten, die durch Flüchtlinge verübt wurden, ist im Jahr 2019 auf 628 (612) Fälle angestiegen. Der Schwerpunkt lag dabei bei einfachen Diebstählen.


Entwicklung in den Hauptgruppen der PKS (Angabe des Vorjahreswerts jeweils in Klammern)

Im Jahr 2019 wurden insgesamt 15 (16) Straftaten gegen das Leben (3x versuchter Mord 8x versuchter Totschlag, 4x fahrlässige Tötung) bearbeitet. Die Zahl der Sexualdelikte ist mit 211 (131) Fällen angestiegen. Die Aufklärungsquote konnte auf 86,73% (83,20%) gesteigert werden. Der Bereich "Verbreitung von Kinderpornographie" hat sich mit 24 (11) Fällen mehr als verdoppelt. Ebenso gibt es einen Anstieg bei "Besitz oder sich Verschaffen von Kinderpornographie 24 (6). Hierbei ist festzustellen, dass die Tatverdächtigen häufig selbst Minderjährige sind, die in Chatforen und über Messenger-Dienste deliktisches Material bekommen und unreflektiert weiterverbreiten.

Insgesamt wurden im Jahr 2019 2050 (1.929) Rohheitsdelikte erfasst. Die Aufklärungsquote liegt bei 90,73% (91,60 %). Den erneuten Schwerpunkt bei den Rohheitsdelikten bilden die Körperverletzungen mit insgesamt 1323 (1.254) Fällen. In 29 Fällen war ein Messer Tatmittel der Körperverletzung. Die Zahl der Fälle von häuslicher Gewalt hat sich auf 466 (405) erhöht. In 124 Fällen (107) wurde eine Alkoholbeeinflussung bei der Täterschaft festgestellt.

Die Zahl von Raubdelikten ist auf 102 (83) Fälle angestiegen. Die Aufklärungsquote konnte um 15,70 Prozentpunkte gesteigert werden und liegt in 2019 bei 73,53%. Die Zahl der Diebstahlsdelikte ist im Jahr 2019 auf 4351 (4.907) Fälle zurückgegangen. Die Aufklärungsquote ist leicht auf 27,44% (27,20%) gestiegen.

Die Zahl der Einbruchdiebstähle in Wohnungen ist erneut gesunken. Sie liegt mit 450 (556) auf dem niedrigsten Niveau der letzten 12 Jahre. "Trotz der zum Glück sinkenden Fallzahlen in den vergangenen Jahren werden wir bei der Bekämpfung des Wohnungseinbruchdiebstahls nicht nachlassen. Diese besonders sozialschädliche Kriminalität beeinträchtigt in besonderer Art und Weise das Sicherheitsgefühl unserer Bürgerinnen und Bürger. Hier gilt es auch weiterhin einen Schwerpunkt der polizeilichen Arbeit zu setzen", so Thomas Ring, Polizeipräsident der Polizeidirektion Lüneburg.

Im Jahr 2019 wurden 130 (132) Diebstähle von Kfz (sogenannte Komplettentwendungen) erfasst. Die Zahl ist somit nahezu unverändert hoch. Die Aufklärungsquote sank auf 16,15% (22%). Häufig betroffen waren Fahrzeuge mit einer Komfortschließung, bei der der Schlüssel nur in die Nähe des Fahrzeugs gebracht werden muss, um es öffnen zu können. Die Täter fangen diese Signale nahe am Wohnhaus auf und verstärken sie, sodass der Pkw durch einen Komplizen geöffnet und gestartet werden kann. Die organisierten Banden, die in diesem Deliktsfeld tätig sind, fokussieren sich dabei auf hochwertige Fahrzeuge der führenden Automarken. Dazu Polizeioberrat Frank Freienberg, Leiter des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Harburg: "Diesem Phänomen muss weiterhin entschieden entgegengewirkt werden. Neben einer Intensivierung der polizeilichen Anstrengungen können auch die Eigentümer solcher Fahrzeuge ganz einfache Präventionsmaßnahmen treffen. Oftmals reicht es, den Schlüssel während der Nacht zu deaktivieren oder nicht unmittelbar hinter der Haustür aufzubewahren, um das Abfangen des Signals von außen zu verhindern."

Die Zahl der Diebstähle in oder aus Kfz ist in 2019 auf 342 (567) zurückgegangen. Nach wie vor ist Zielrichtung fast ausnahmslos die Ersatzteilbeschaffung (Navigationssysteme, Airbags, Beleuchtungseinrichtungen) oder der Diebstahl hochwertiger Werkzeuge aus Firmenfahrzeugen. Aber auch eine Serie von Diebstählen aus Sattelaufliegern durch sog. "Planenschlitzen", bei der Ende 2018 38 Taten auf Rastplätzen entlang der Autobahnen 1 und 7 gezählt wurden, fällt in dieses Deliktsfeld.

Die Zahl der Fahrraddiebstähle ist im letzten Jahr wieder zurückgegangen und liegt in 2019 bei 650 (769). Darunter sind 113 Fälle, in denen die Täter die Gelegenheit nutzten und völlig ungesicherte Fahrräder entwendeten. Die Aufklärungsquote liegt bei 7,85%.

Im Bereich der Vermögens- und Fälschungsdelikte wurden für das Jahr 2019 1994 (1.925) Fälle erfasst. Die Aufklärungsquote liegt bei 78,18% (76,36%). Mit Sorge betrachtet die Polizei das bundesweite Phänomen der "falschen Polizeibeamten", bei dem Betrüger sich als Polizisten ausgeben und besonders ältere Menschen dazu bringen wollen, ihre Vermögenswerte zur Sicherung an die Polizei zu übergeben. Bei 155 angezeigten Taten waren die Täter im Jahr 2019 nur viermal erfolgreich. Dabei richteten sie allerdings einen Schaden von über 200.000 Euro an. Freienberg: "Kriminelle nutzen skrupellos das Vertrauen der Bevölkerung in die Organisation Polizei aus. Die Polizei ruft nicht unter "110" an! Und sie verlangt am Telefon weder Informationen über Bargeld noch Wertsachen. Seien skeptisch, wenn Sie am Telefon derart ausgefragt werden. Legen Sie im Zweifel einfach auf. Erzählen Sie Ihrer Familie, Freunden und Bekannten davon. Und ganz wichtig: Melden Sie sich bei Ihrer Polizei! Nutzen Sie dazu im Zweifelsfall auch die Notrufnummer 110. Jeder Hinweis ist wichtig und kann uns dabei helfen, den Betrügern das Handwerk zu legen."

Die Zahl der Rauschgiftdelikte ist im Jahr 2019 mit 934 (933) Fällen nahezu gleich geblieben.

Die Zahl der Gewaltdelikte, bei denen Polizeibeamte angegriffen wurden, ist 2019 auf 73 (68) angestiegen. In der Hälfte der Fälle gehen Widerstandshandlungen dabei mit tätlichen Angriffen (z.B. Schlagen, Treten, Beißen) einher. Polizeipräsident Thomas Ring kommt zu folgendem Fazit: "Die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizeidirektion haben ihre schwierigen Aufgaben auch 2019 hervorragend erfüllt. Dafür möchte ich mich bei allen Polizeibeschäftigten herzlich bedanken. Insbesondere können wir mit der Aufklärungsquote sowie den Rückgängen der Wohnungseinbruchdiebstähle zufrieden sein. Klar ist aber auch, dass wir nicht nachlassen dürfen. Wir werden uns weiterhin mit großem Engagement für die Belange unserer Bürgerinnen und Bürger einsetzen."
PKS2019   Bildrechte: PI Harburg, Pressestelle

Kriminalität im Langzeitvergleich

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Verteilung der Deliktsgruppen

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Herausragende Diebstahlsdelikte

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