Kriminalstatistik 2023

Kriminalstatistik 2023: Kriminalität im Landkreis Rotenburg nimmt deutlich zu

Die Anzahl der durch die Polizei im Landkreis Rotenburg (Wümme) aufgenommenen Straftaten ist im vergangenen Jahr wieder über die 10.000er-Marke geklettert. Seit 2017 konnten die Ermittlerinnen und Ermittler Jahr für Jahr von einem rückläufigen Trend berichten. Nach auslaufender Pandemie kehrte sich diese Entwicklung um. Mit 10.411 Straftaten verzeichnet die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2023 den höchsten Stand seit 10 Jahren. Im Vergleich zum Vorjahr (9.236) ergibt das einen Anstieg um 1.175 Taten und mit 12,72 Prozent die höchste Steigerung innerhalb der Polizeidirektion Lüneburg. Rund zwei Drittel der Straftaten (64,74 Prozent) wurden aufgeklärt. Damit liegt die Polizeiinspektion Rotenburg genau im Mittel der letzten 10 Jahre. Von den 4.913 ermittelten Tatverdächtigen waren 3.518 deutscher und 1.395 nichtdeutscher Herkunft. Dies macht eine prozentuale Verteilung von 71,6 zu 28,4 Prozent aus.

„Die gefühlten Eindrücke an Bearbeitungsvolumen und Belastung für die einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird durch die jüngste Veröffentlichung unserer Kriminalstatistik leider bestätigt. Die Zahlen werden jetzt genau analysiert und eingeordnet. Wir entdecken, auch auf Landesebene, in einzelnen Deliktsbereichen und auch bei Tatverdächtigen deutliche Verschiebungen. Ich persönlich nehme gesamtgesellschaftliche Veränderungen im Zusammenhang mit den andauernden und mannigfaltigen Krisensituationen war. Die Anzahl festgestellter Straftaten auf 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner, der sogenannte Häufigkeitsindex, liegt in unserem Landkreis bei 6.212 und weiter unter dem Direktions- und Landesschnitt - was ein gutes Zeichen ist. Wir müssen unbedingt am Ball bleiben, um diese Entwicklungen wieder einzufangen“, beschreibt Polizeidirektor Jörg Wesemann als Leiter der Polizeiinspektion Rotenburg diese Entwicklung.

Kriminalstatistik 2023   Bildrechte: PI Rotenburg, Pressestelle
Kriminalstatistik 2023

Für die übergeordnete Polizeidirektion Lüneburg mit ihren sechs Inspektionen Lüneburg/Lüchow/Uelzen, Heidekreis, Stade, Harburg, Celle und Rotenburg zeigt die Kriminalstatistik ebenfalls einen Anstieg. Den 77.353 Straftaten aus dem Jahr 2022 standen im vergangenen Jahr 81.200 Straftaten entgegen. Direktionsweit sind damit die Straftaten um 4,97 Prozent gestiegen.

Polizeipräsident Thomas Ring dazu: „Die Bürgerinnen und Bürger im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Lüneburg leben nach wie vor in einer der sichersten Regionen Niedersachsens. Trotz einer leicht gestiegenen Gesamtzahl aller erfassten Straftaten konnten wir unsere Aufklärungsquote weiter verbessern. Mit 64,61 Prozent haben wir in der PD Lüneburg landesweit die zweithöchste Aufklärungsquote und liegen damit um mehr als 2 Prozent über dem Landesschnitt. Das ist ein Ausdruck unseres Verantwortungsbewusstseins und zudem ein positiver Antrieb, unsere Aufklärungsarbeit weiter auf einem hohen Niveau zu halten und wenn möglich noch weiter zu erhöhen. Mein Dank gilt den Mitarbeitenden unserer Direktion, die trotz gestiegener Fallzahlen eine strukturierte und akribische Einsatz- und Ermittlungsarbeit leisten und denen dieser Erfolg zu verdanken ist.“

Wohnungseinbrüche

Ähnlich wie bei der Entwicklung in der gesamten Kriminalstatistik ist auch die Anzahl der Wohnungseinbrüche im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Waren es 2022 149 Taten, so musste die Polizei 2023 215 Einbrüche aufnehmen. In 70 Fällen blieb es beim Versuch. Von den polizeilich erfassten Einbrüchen konnten 33 aufgeklärt werden. Mit einer Aufklärungsquote von 15,35 Prozent liegen die Ermittlerinnen und Ermittler im Landkreis Rotenburg unter den Werten der vergangenen Jahre.

Eigentumskriminalität

Auch die Anzahl der einfachen (1.914) und schweren (1.509) Diebstähle ist im vergangenen Jahr um 25,48 Prozent deutlich gestiegen. Die Beamtinnen und Beamten verzeichneten mit insgesamt 3.423 Taten 695 Fälle (+25,48 Prozent) mehr als 2022.

Dieser Zuwachs dürfte unter anderem in der Häufung von Ladungsdiebstählen von Lkw entlang der Autobahn A1 begründet sein. Hierbei schlagen auch Taten zu Buche, die sich im Bereich der Polizeiinspektion Harburg ereignet haben, aber aufgrund des sachlichen Zusammenhangs mit hiesigen Taten vom Rotenburger Ermittlungsteam übernommen wurden. Der Fokus der Ermittlerinnen und Ermittler liegt dabei auf überregional und international agierenden Tätergruppierungen.

Betrügereien und Cybercrime

Anders als beim gesamten Straftatenaufkommen musste die Polizei im Landkreis mit 1.367 Taten weniger Betrugsverfahren einleiten. 2022 waren es noch 1.405 Fälle.

Internetbetrügereien, wie zum Beispiel bei privaten Käufen im Netz, spielen immer noch eine große Rolle. So wurden online gekaufte Waren von privaten Anbietern nicht geliefert oder für verkaufte Dinge blieb die vereinbarte Zahlung aus. Aber auch die Übernahme und Manipulation von fremden Computern, Identitätsdiebstahl, Datenmissbrauch und Abo-Fallen beschäftigte die Polizei.

Im Phänomenbereich „Cybertrading“ ist es im vergangenen Jahr zu einem Anstieg von rund 45 Prozent gekommen. 2022 hatte die Polizei im Landkreis 22 Fälle registriert, 2023 waren es 32. Die Schadenssumme stieg von 376.000 auf 1.200.00 Euro.

Der Begriff Cybertrading beschreibt eine lukrative Betrugsmasche, bei der im Internet vermeintliche Geldanlageprodukte wie Aktien, Devisen oder Kryptowährungen zum Handel angeboten werden. Diese finanziellen Angebote haben aber keinen realen Hintergrund. Die Täter agieren in der Regel aus dem Büro heraus und nutzen Mittel der modernen Kommunikation. Angeworben werden die Geschädigten über soziale Netzwerke, Anrufe aus eigens dafür geschaffenen Callcentern sowie über Werbemails oder Anzeigen im Internet bis hin zu Tageszeitungen. Die Internetseiten der Anlagebetrüger sind professionell und erwecken den Anschein eines seriösen Investitionsangebotes.

Anlagebetrug erkennen - Darauf sollten Sie achten:

· Unrealistische Gewinnversprechungen: Betrügerische Plattformen versprechen große Gewinne bei geringen Investitionen.

· Sie wurden unaufgefordert angerufen oder über Messenger-Dienste angeschrieben? Investitionsberater möchten Ihnen erklären, wie die Investment-Plattform und das Trading funktionieren, unterstützen Sie bei der Einrichtung einer Wallet für Überweisungen und geben Ihnen Empfehlungen zu Einzahlungen? Eine solche Vorgehensweise ist in Deutschland verboten!

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· Informieren Sie sich im Internet, ob es Warnungen oder Beschwerden zu den Trading-Plattformen gibt.

Kinderpornografie

Wie schon in den vergangenen Jahren setzt sich der Trend der deutlichen Fallzahlensteigerung im Bereich der Kinderpornografie weiter fort.

Im Vorjahr verzeichnete die Kriminalstatistik 68 Fälle von Kinder- und 18 Fälle von Jugendpornografie. 2023 stiegen die Zahlen auf 118 Fälle (+ 74 Prozent bei Kinderpornografie) und 24 Fälle (+ 33 Prozent bei Jugendpornografie) an.

Der wiederholte Anstieg dürfte nicht auf eine tatsächliche Steigerung der Fallzahlen zurückzuführen zu sein. Vielmehr scheint ein erhöhter Personaleinsatz und die Optimierung technischer Prozesse das Dunkelfeld in diesem Deliktsbereich aufzuhellen. Um die Abläufe auch zukünftig effizient gestalten zu können, beschäftigt sich aktuell eine dienststellenübergreifende Arbeitsgruppe mit diesem Kriminalitätsphänomen.

Mehr jugendliche Täter

Im Berichtsjahr 2023 waren von den 4.913 ermittelten Tatverdächtigen 761 minderjährig. Das entspricht einem Anteil von 15,49 Prozent. Weitere 392 Tatverdächtige (7,98 Prozent) zählen zur Altersgruppe der Heranwachsenden. Durch die fortschreitende Rückkehr zur Normalität nach der Zeit mit Corona-Einschränkungen scheinen sich für minderjährige Tatverdächtigen vermutlich wieder mehr „Tatgelegenheiten“ zu bieten.

Straftaten durch/gegen Flüchtlinge

Im vergangenen Jahr kam es in der Polizeiinspektion Rotenburg zu 94 Straftaten gegen Flüchtlinge, 386 durch Flüchtlinge und 70 unter Flüchtlingen (alles ohne ausländerrechtliche Verstöße). Die Anzahl der Straftaten gegen Flüchtlinge stieg im Vergleich zum Vorjahr um 54,1 Prozent (+33 Taten). Die Zahl der durch Flüchtlinge begangenen Straftaten ist um 34,03 Prozent (+ 98 Taten) gestiegen. Die Zahl der Straftaten unter Flüchtlingen blieb in etwa gleich.

Staatsschutz

Das Fachkommissariat für den polizeilichen Staatsschutz war im vergangenen Jahr mit allen Krisen, die Menschen national und international bewegt haben, beschäftigt.

Bereits in den vergangenen Jahren konnte ein deutlicher Anstieg im Bereich des Phänomens der Reichsbürgerinnen und Reichsbürgern verzeichnet werden. Im Zusammenhang mit dieser Klientel ist es vermehrt zu Einsätzen für die Staatsschützerinnen und Staatsschützer der Rotenburger Polizei gekommen. So wurde im September eine 87-jährigen Reichsbürgerin und Rechtsextremistin inhaftiert, weil sie sich nach ihrer Verurteilung zu einer mehrmonatigen Haftstrafe ohne Bewährung einer Verhaftung entzogen hatte.

Die offensichtlich zunehmende Unzufriedenheit gegenüber der derzeitigen Politik wird insbesondere in den sozialen Medien sichtbar. Im Internet, aber auch im realen Leben, ist eine Zunahme von Straftaten gegen Politikerinnen und Politiker sowie Amts- und Mandatsträgerinnen und -träger feststellbar. In diesem Zusammenhang veranstaltete der polizeiliche Staatsschutz im Februar 2023 eine Informationsveranstaltung zur „Sicherheit von Amts- und Mandatsträgerinnen und -trägern“.

Clankriminalität

Die Clankriminalität stellt die Polizei bereits seit mehreren Jahren vor wachsende Herausforderungen. Sie ist auch im Landkreis Rotenburg (Wümme) ein ernstzunehmendes Problem, das das Sicherheitsgefühl in der Bevölkerung maßgeblich beeinträchtigt. Die Clankriminalität ist spätestens seit der im Jahr 2018 neu eingeführten „Landesrahmenkonzeption zur Bekämpfung krimineller Clanstrukturen in Niedersachsen“ ein Schwerpunkt in der Kriminalitätsbekämpfung, mit der einheitliche Standards sowie eine einheitliche Definition für den Begriff „Clan“ festgelegt wurden.

Seit Einführung der Sicherheitspartnerschaft im Jahr 2020, haben die zuständigen Behörden und Institutionen im Landkreis Rotenburg Wümme verschiedene Maßnahmen ergriffen, um der Entwicklung der Clankriminalität entgegenzuwirken. Dazu gehören verstärkte Ermittlungen und Kontrollen, eine enge Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Strafverfolgungsbehörden, Präventionsmaßnahmen und Aufklärungsarbeit in der Bevölkerung.

„Trotz dieser Bemühungen bleiben Herausforderungen bei der Bekämpfung von Clankriminalität bestehen. Es bedarf weiterer Anstrengungen und einer engen Zusammenarbeit aller relevanten Akteurinnen und Akteure, um das Problem nachhaltig zu lösen und die Sicherheit im Landkreis Rotenburg Wümme zu gewährleisten“, erklärt Katrin Jäger, Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes in Rotenburg.


PI-Leiter Jörg Wesemann   Bildrechte: PI Rotenburg, Pressestelle

PI-Leiter Jörg Wesemann

Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes, Katrin Jäger   Bildrechte: PI Rotenburg

Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes, Katrin Jäger

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